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Teufels Tod

 

"Ein weißhaariger Mann lag bäuchlings im Matsch. Den Kopf hielt er leicht zur Seite gedreht,
er musste die 80 Jahre lange überschritten haben. Eine
tiefe Wunde klaffte an seinem Hinterkopf. Das Blut war ihm
über das weiße Haar bis ins Gesicht gelaufen. Seine blauen Augen
blickten starr auf das matschige Laub auf dem Waldboden.
Er trug teure Kleidung: Unter dem Wollmantel schaute eine Anzughose
hervor. Nur die robusten Wanderschuhe wollten irgendwie
nicht zu seinem Outfit passen. Und der Rosenkranz um
seinen Hals, zwischen den weißen Perlen ein silbernes Kreuz mit
Jesusfigur, der seitlich über dem Mantelkragen hing, wirkte wie
ein übergestreifter Fremdkörper."

 Produktinformation

  • Herausgeber ‏ : ‎ Prolibris-Verlag 
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 331 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3954752239
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3954752232

 

 

Klappentext: Ein 90-Jähriger wird erschlagen am Rand der Massener Heide in Unna aufgefunden. Wer ermordet einen netten betagten Großvater? Niemand! Liebenswürdig war der Patriarch Friedrich Teufel nicht. Dem Team um die Kriminalkommissare Maike Graf und Max Teubner scheint es fast, als habe er den Namen völlig zu Recht getragen. Nicht nur seine Familie hat der Alte tyrannisiert. Verdächtige und Motive gibt es daher mehr als genug. Der Pächter, dem er sein Land entgegen der Absprache doch nicht verkaufen wollte. Sein Sohn, dem er immer noch seine Entscheidungen aufzwingt. Die Enkelin, die ihm nicht verzeihen kann, dass er ihre geliebte Oma in ein Heim abgeschoben hat. Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen. Die Ermittler ersticken in Arbeit. Dann stoßen sie auf eine Spur, die in die Vergangenheit des Opfers führt und ihnen wird klar, dass Teufel schon als junger Mann skrupellos seine eigenen Interessen verfolgt hat …

Leseprobe: Kapitel 1, Donnerstag, 11. November, 11:05 Uhr

Friedrich hasste es, wenn sein täglicher Rhythmus nicht nach Plan ablief. Er war nicht pingelig, aber bei dem Sauwetter würde er keinen Fuß vor die Türsetzen. Selbst wenn er nach diesem unfassbaren Brief sehr gern frische Luft geatmet hätte, er lechzte regelrecht danach. Er würde später aufbrechen, noch prasselte der Regen unablässig gegen das Glas seines Wohnzimmerfensters. Er starrte auf die Fensterscheibe, an der sich Regentropfen vereinigten zu vielen und immer wieder neuen Rinnsalen, die sich überholend hinunterrasten. Seine schlanke Gestaltspiegelte sich. Auch mit seinen jetzt 90 Jahren stand er in aristokratischer Haltung da. Seine Haare waren weiß und dünner, sein Gesicht und die Hände faltiger geworden, aber sein Verstand funktionierte einwandfrei.

Er schüttelte stumm den Kopf. Niemals würde er sich unter Druck setzen lassen. »Aasgeier!«, schimpfte er, spuckte das Wort regelrecht aus. Hinten am Horizont, knapp über dem Dach seines Bauernhofs, sah er einen hellen Streifen am Himmel. Er wartete ungeduldig, endlich zu seinem morgendlichen Spaziergang aufbrechen zu können, vielleicht würde die angestaute Wut dabei von ihm abfallen. »Schmarotzer!« Er zerknüllte das Schreiben in seiner Hand zu einer Papierkugel, ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen. »Nichts werden sie bekommen! Keinen Cent!« Er wandte sich vom Fenster ab und betrat die Küche. Seine Wohnung war wie immer sauber und aufgeräumt. Friedrich ging auf die Spüle zu und zog ein goldenes Feuerzeug aus seiner Hosentasche. Er entfaltete das Papierknäuel in seiner Hand und zündete es an. Die Flammen züngelten in die Höhe. Er ließ das Papier ins Spülbecken fallen und beobachtete, wie es zu Asche zerfiel. Nachdem der letzte Funken verlöscht war, spülte er die Reste mit Wasser in den Ausguss. Das goldene Feuerzeug steckte er wieder in seine Hosentasche. Ein kleines Vermögen von der Firma Dupont, das ihm einst seine Frau Alma-Luise zu seinem Sechzigsten geschenkt hatte. Damals war sie noch nicht wirr im Kopf gewesen. Aber irgendwann war ein Zusammenleben mit ihr schwierig geworden. Na ja, da, wo sie jetzt war, störte sie niemanden mehr.

Endlich hatte es aufgehört zu regnen. Er trat in den Flur, zog seine festen Wanderschuhe und den dunkelgrauen Wollmantel an. Mit einem kurzen Blick in den Spiegel prüfte er sein Aussehen. Die blaue Krawatte gab den Ton seiner Augen wieder und saß über dem weißen Hemd perfekt unterm Mantel. Zufrieden griff er nach dem Hausschlüssel und trat ins Freie. Klare, reine Luft empfing ihn. Auf dem Innenhof war keine Menschenseele zu sehen. Das Personal vom Restaurant war vermutlich mit den Vorbereitungen für das Gänseessen am Abend beschäftigt. Sollte ihm nur recht sein. Er stellte den Kragen des Mantels hoch, als ihn ein Windstoß streifte, dann verließ er den Hof und ging strammen Schrittes einen Weg entlang, der sich durch die Felder wand, hin zu einem kleinen Waldstück.

Das Dröhnen eines Traktors störte die Stille. Das konnte nur einer dieser idiotischen … Was um alles in der Welt machten sie zu dieser Jahreszeit auf dem Acker? Soweit Friedrich wusste, bauten sie nur Kartoffeln und Zuckerrüben an, die sollten längst eingefahren sein. »Hey! Warte mal!«, brüllte da plötzlich jemand von hinten, als er bereits in den Wald eingetaucht war. Friedrich schaute sich verwundert um. Eine abgehetzt wirkende Gestalt trat zwischen den dichtstehenden Bäumen heraus. Im Gegenlicht konnte er sie zunächst nicht erkennen, aber er ahnte Böses. Sollte er Recht behalten, war der Streit vorprogrammiert, aber ersah keine Chance, dem auszuweichen. Er blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust wie ein Schutzschild. Stumm wartete er schließlich erkannte er sicher, wen er vor sich hatte.

»Wir müssen reden! Ich habe Rechte! Du musst dich unserem Problem stellen.« In Friedrich Teufel brodelte Wut. »Es ist nicht mein Problem! Lass mich in Ruhe, hast du verstanden?« Er schob die Hände wieder in die Manteltaschen. Die Temperatur war heute nur im einstelligen Bereich, zudem wehte ihm der böige Wind nasskalte Luft in den Nacken. Er hätte Handschuhe und Schal anziehen sollen. »Hör mir doch nur einen Moment zu. Ich möchte bloß …« »Deine Probleme interessieren mich nicht!«, unterbrach Friedrich. »Ich will damit nichts zu tun haben! Kapier das endlich!«

»Wie kann man nur so arrogant sein? So gefühllos?« Friedrich weigerte sich, nur eine Sekunde länger zuzuhören. Das führte sowieso zu keinem Ergebnis. Seine Füße sogen die Kälte des nassen Waldwegs auf und brachten ihn zum Frösteln. Er würde zum Bauernhof zurückkehren. Vielleicht ergab sich am Nachmittag eine bessere Gelegenheit für einen Spaziergang. Er drehte sich zur Seite, um an dem widerwärtigen Individuum vorbeizukommen. »Jetzt warte doch mal!« Friedrich hob genervt die Augenbrauen. »Ich habe keinen Redebedarf! Kapier das endlich!« »Nur einen Moment! Bitte! Du musst mich unterstützen!« »Mach den Weg frei, verdammt noch mal!« 

»Ich werde nicht eher gehen, bis du mir …« »Was?«, unterbrach Friedrich sogleich. »Willst du mir drohen? Du bist das absolut Letzte. Eine Mistfliege, die ich am liebsten auf dem Boden zertreten würde. Widerlich einfach nur widerlich.« Das rote Gesicht wurde blass. »Du meinst das tatsächlich ernst, oder? Und was ist hiermit?« Der Mann zog etwas aus der Tasche und hielt es ihm entgegen.

Friedrich erkannte sofort, was es war. Am liebsten hätte er es ihm aus der Hand geschlagen. Aber er drängte sich nur wortlos vorbei, musste dazu allerdings in den Matsch am Wegesrand treten und fluchte. Er rief dem Kerl noch eine Gehässigkeit zu und beschleunigte seinen Gang. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust. Das Dröhnen des Traktors war verstummt. Einen Moment hörte er nur seine eigenen Schritte. Kurz darauf merkte er, dass er verfolgt wurde. Diese elende Brut! Er würde sich nicht umdrehen. Friedrich wäre gerne gelaufen, aber das klappte in seinem Alter leider nicht mehr. Endlich kam der Feldweg in Sicht, der zu seinem Bauernhof führte. Plötzlich spürte er von hinten einen heftigen Stoß. Er stolperte nach vorn, verlor das Gleichgewicht und landete der Länge nach auf dem morastigen Boden. Ein Knacken in seinem Handgelenk ließ ihn vor Schmerz laut aufschreien. Friedrich holte tief Luft und schloss kurz die Augen, sein Herzschlag raste. Mühsam drückte ersich auf die Knie. Im nächsten Moment erhielt er einen Schlag auf den Kopf. Es fühlte sich an, als wäre in seinem Inneren eine Bombe explodiert. Er fasste sich mit der linken Hand an den Hinterkopf. Seine Finger waren voller Blut. Schwindel überkam ihn, für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Als der zweite Schlag ihn traf, verlor er das Bewusstsein.

 

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