Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Ruhrpott-Connection

 

"Niemand antwortete. Nichts rührte sich. Maike vergaß alle Vorsicht.
Sie stieß die Tür weit auf, blickte sich kurz um. Von mehreren

Kommoden lagen die Schubladen herausgerissen am Boden.
Im vorderen Bereich des Geschäfts war das Glas einer Vitrine
zersplittert. Sie zwängte sich an Truhen und antiken Kleinmöbeln
vorbei, dann erstarrte sie in der Bewegung. Jochen lag
reglos am Boden. Seine Waffe musste ihm aus der Hand gefallen
sein oder der Täter hatte sie mitgenommen. Er lag auf dem Rücken.
Der Schuss hatte ihn in den Bauch getroffen. Sie stürzte
sich auf ihn, tastete mit den Fingern an seinem Hals nach dem
Puls und presste ihre andere Hand auf die Wunde. Schwach
spürte sie das Blut in seiner Aorta pochen. Sie schluchzte. Sein
grauer Pullover war im Bauchbereich bereits rot durchtränkt.
Maike zog ihr Handy aus der Jacke, wählte die 112 und schrie in
das Telefon: »Lebensgefährliche Schussverletzung bei einem
Polizisten im Einsatz. Er ist bewusstlos und verliert verdammt
viel Blut. Antiquitätenladen am Markt Königsborn. Schnell!
Kommen Sie schnell!«

 

 

Klappentext: Überfall auf eine Antiquitätenhandlung in Unna. Die Inhaberin wird getötet, der zur Hilfe geeilte Kripobeamte niedergeschossen. Quasi vor den Augen seiner Freundin, Hauptkommissarin Maike Graf. Ermitteln darf sie nicht, wegen Befangenheit. Doch während ihr Freund im künstlichen Koma liegt, stellt sie eigene Nachforschungen an. Immer tiefer dringt sie in die Welt des organisierten illegalen Antikenhandels ein. Ihre Recherchen führen sie bis in eine Totenstadt am Nil. Derweil stoßen ihre Unnaer Kollegen Teubner und Reinders bei ihren Ermittlungen auf einen Cold Case. Vor über 30 Jahren wurde die Schwester der ermordeten Antiquitätenhändlerin brutal erschlagen. Gibt es einen Zusammenhang zu dem aktuellen Fall? Und vor allem zu den Nachforschungen von Maike Graf?

Leseprobe: Prolog

Es wimmelte von Menschen im Flughafengebäude von Antalya. Reisezeit. Hauptsaison. Der Geräuschpegel verschaffte Jana Kopfschmerzen. Vereinzelt kreischten Kinder, Touristen verschiedener Nationalitäten hetzten an ihr vorbei. Eine Durchsage schallte zunächst in Türkisch, dann in Englisch aus den Lautsprechern. Jana starrte auf die Anzeigentafel und versuchte ihren Flug nach Düsseldorf zu finden. Sie hatte keine Ahnung, an welcher Schlange sie sich mit ihrem Koffer anstellen sollte. Vor einem Monat, im Mai 2001, war sie gerade 18 geworden, bis dahin nie geflogen und kam sich nun allein und verlassen vor. Adil hatte einen Anruf erhalten und ihr gesagt, sie solle schon einchecken, er würde gleich nachkommen. Jana wusste nicht, was ihr Freund so kurz vor dem Abflug zu erledigen hatte. Sie kannte ihn noch nicht lange.

Erst ein paar Tage vor Antritt dieser Reise hatte sie ihn auf dem Königsborner Markt in Unna getroffen, während ihrer Mittagspause auf einer der Bänke. Bei Nieselregen setzte er sich zu ihr und fragte, warum sie bei dem schäbigen Wetter draußen sitze. Jana grinste verlegen. Eine Erklärung wollte sie nicht abgeben, da hätte sie ihr ganzes Leben vor ihm ausbreiten müssen. Nach Feierabend wartete Adil auf sie. Er gefiel ihr. Seine schlanke Figur, die schwarzen Haare, der getrimmte Bart, die dunklen Augen. Inzwischen wusste sie, dass er nur zwei Jahre älter war. Sie spazierten durch den Kurpark bis zur Innenstadt, wo er sie zu einem Eis einlud. Drei Tage später hatte er ihr angeboten, ihn in die Türkei zu begleiten.

Jana seufzte, als sie daran dachte, wie ihr bei seinem Vorschlag das Herz geflattert hatte. Niemals würden ihre Tante und ihr Onkel dafür Verständnis aufbringen und erst recht nicht die Erlaubnis dazu geben. Dennoch nahm sie am Abend all ihren Mut zusammen und rechnete mit einem Donnerwetter. Aber Onkel Matthias willigte sofort ein, bot ihr sogar an, sie zum Flughafen zu bringen. So eine Möglichkeit biete sich schließlich nicht oft. Keine Warnung davor, sich von einem fremden Libanesen zu diesem Trip einladen zu lassen. Kein Gemecker, kein Gezeter von Tante Silvia. Alles ganz easy! Fast so, als seien sie froh, die lästige Nichte endlich loszuwerden. Jana war total happy, mitfliegen zu dürfen, sah den Urlaub als Schritt in eine glücklichere Zukunft, obwohl sie Adil kaum kannte. Sie wusste nicht, wo er wohnte, nicht einmal seinen Nachnamen – der sei viel zu kompliziert – und hatte auch keinerlei Ahnung, was er beruflich machte. Er sei Geschäftsmann, mehr brauche sie nicht wissen, hatte er lächelnd erklärt. Als Onkel Matthias sie Tage später am Flughafen abgesetzt hatte, kam Adil schon auf sie zugelaufen. Er nahm sie in die Arme und wirbelte sie herum. Er habe sein Gepäck bereits aufgegeben, müsse dringend noch etwas klären und drückte ihr das Flugticket in die Hand. Sie würden leider nicht zusammensitzen, bedauerte er, aber er sei froh, überhaupt ein Ticket für denselben Flug bekommen zu haben.

Tatsächlich saß er beim Hinflug in einer der vorderen Reihen und sie ziemlich weit hinten. Erst am Gepäckband hier in Antalya waren sie wieder vereint. Danach begann eine herrliche Zeit in der Türkei. In einem schönen Hotel in Alanya. Er zeigte ihr Side, Mersin und Gaziantep. Und gestern hatte er ihr einen Ring an den Finger gesteckt. Sie blickte auf ihre Hand und lächelte verträumt. Das Schmuckstück in Antikgold sah sehr alt und wertvoll aus. Es solle ihre Freundschaft besiegeln, hatte Adil charmant gesagt. Noch jetzt bekam Jana weiche Knie, wenn sie daran dachte.

Endlich hatte sie den richtigen Schalter gefunden, war bald darauf an der Reihe. Ihr Koffer wurde gewogen, man prüfte ihre Personalien. Währenddessen hielt sie Ausschau nach Adil. Wo blieb er nur? Als Jana ihre Unterlagen wieder an sich nahm, rutschte ihr der Personalausweis aus der Hand und fiel auf den Boden. Sie bückte sich danach, atmete schwer. Nur kein Asthma - anfall jetzt. Sie versuchte sich zu beruhigen, lief durch das Terminal, fand aber keine Spur von ihrem Freund. Wieder lautes Kindergeschrei, hektische Stimmen, Lautsprecherdurchsagen. »Attention please! Passenger Mrs. Jana Helmes. Please report to the information desk. Achtung! Fluggast Frau Jana Helmes. Bitte melden Sie sich an der Information.« Jana stockte. Man hatte soeben ihren Namen in der Durchsage genannt! Was sollte das bedeuten? War Adil etwas passiert? Ging es ihm schlecht? Panisch schaute sie sich um. Wo befand sich der Informationsschalter? Sie stürmte durch die Flughafenhalle, rempelte mehrere Passanten an, die sich lauthals beschwerten. Ihre Augen irrten gehetzt von links nach rechts.

Endlich sah sie jemanden vom Sicherheitspersonal. Ein untersetzter Mann mit dunkler Uniform und düsterem Blick. Jana nahm all ihren Mut zusammen und fragte ihn auf Englisch nach dem Weg zur Information. Als sie ihren Namen nannte, nickte er und zückte sein Funkgerät. Er sprach auf Türkisch, Jana verstand nur ihren eigenen Namen. »Follow me!«, sagte er mit ernstem Gesicht. »What happened?« Jana war den Tränen nah. Ging es um Adil? Hatte er einen Unfall? Was war passiert? Das Atmen fiel ihr schwer. Sie bekam kaum noch Luft. Das Asthmaspray befand sich in ihrer Handtasche. Keine Zeit, danach zu kramen. Der Uniformierte hatte sie am Arm genommen und zog sie neben sich her. Jana stolperte und keuchte.

»Warten Sie!« Sie brauchte das Spray. Sie blieb stehen. Der Mann sah sie mit hochgezogenen Brauen an. Als sie in ihrer Tasche kramte, griff er zu seiner Pistole. »Hands up!«, brüllte er. Schon fuchtelte er mit der Waffe auf und ab. »Down! Down! Lay down!« Jana erstarrte. Sie fiel auf die Knie und legte sich flach auf den Bauch. Die Arme streckte sie weit von sich. Sie hörte Menschen um sich herum entsetzt rufen und weglaufen. Der Mann ging langsam neben ihr in die Hocke. Seine Pranke schloss sich schmerzhaft um ihr Handgelenk. Kurz darauf fixierten Handschellen ihre Arme auf dem Rücken und sie wurde auf die Beine gezogen. »Please«, keuchte sie und deutete mit dem Kopf auf ihre Handtasche in seinen Händen, »I need my medicine. My asthma spray.« Er wühlte in der Tasche, zog das blaue Spray heraus und hielt es ihr an den Mund. Kaum hatte sie daran gezogen, warf er es zurück und zerrte sie neben sich her.

Seine Waffe hatte er ins Holster gesteckt. Sie steuerten auf eine grün und rot markierte Zone zu. Dort trat er auf eine Tür mit der Aufschrift »Airport Customs Area« zu. Jana wurde in den Raum gestoßen und man öffnete ihre Handschellen. »Open the suitcase!« Jana registrierte, dass Adil nicht anwesend war. Sie erkannte ihren Koffer auf einem Tisch und trat langsam darauf zu. Ihre Hände zitterten, als sie am Zahlenschloss drehte und die Riegel entsperrte. Sie wurde zurückgezogen. Ein anderer Uniformierter hob den Deckel und zerrte einige Kleidungsstücke hervor. Dann nahm er zwei in braunes Packpapier gewickelte Gegenstände heraus, die Jana nie zuvor gesehen hatte. Wie in Zeitlupe entfernte der Mann das Papier, bis man erkennen konnte, was sie heimlich in ihrem Koffer transportieren sollte.

Produktinformation

  • Herausgeber ‏ : ‎ Prolibris; Originalausgabe Edition (8. November 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 335 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3954752433
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3954752430

 

Cookie-Regelung

Diese Website verwendet Cookies, zum Speichern von Informationen auf Ihrem Computer.

Stimmen Sie dem zu?